Unterstützung für Rojava
Kommunisten kämpfen gegen »Islamischen Staat«. Baubrigaden für Krankenhaus in Nordsyrien
Zur Verteidigung von Rojava, der mehrheitlich von Kurden bewohnten Selbstverwaltungsregion im Norden Syriens, gegen die Banden des »Islamischen Staates« (IS) haben Kommunisten aus mehreren Ländern eine internationale Brigade gebildet. Die Initiative zur Gründung des am Donnerstag auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellten »Freiheitsbataillons« ging im Januar von der Marxistisch-Leninistisch Kommunistischen Partei (MLKP) aus der Türkei aus. Diese unterstützt bereits seit längerem mit Guerillakämpfern die kurdischen Volksverteidigungs- und Frauenverteidigungseinheiten YPG bzw. YPJ in Rojava und dem jesidischen Siedlungsgebiet Sengal im Nordirak. Im März fiel die erst 19jährige MLKP-Anhängerin Ivana Hoffmann aus Duisburg bei der Verteidigung eines Dorfes christlicher Assyrer gegen den IS.
»Die Rojava-Revolution ist die Pariser Kommune unter deutscher Belagerung, Madrid im Spanischen Bürgerkrieg und Stalingrad während des Zweiten Weltkrieges«, heißt es in der Gründungserklärung des Bataillons. Dieses wird neben der MLKP von der spanischen Marxistisch-Leninistischen Partei (Kommunistischer Wiederaufbau), der maoistischen Arbeiter- und Bauernbefreiungsarmee (TIKKO) sowie anderen kommunistischen Gruppierungen aus der Türkei und Griechenland getragen.
Ziel sei es, Revolutionäre verschiedener Nationalitäten unter der Fahne des »Freiheitsbataillons« zur Solidarität mit Rojava zu vereinigen, berichtete ein vermummt auftretender deutscher Brigadist, der sich Ernesto nennt, in einem von der Nachrichtenagentur Firat News ausgestrahlten Video. Nach Abschluss des Trainings würden die Internationalisten an die Front gehen, kündigte Ernesto an. Gemeinsam mit den YPG und YPJ wollen sie in den kommenden Monaten eine Korridor zwischen Kobani (arabisch: Ain Al-Arab) und der Stadt Serekaniye (arabisch: Ras Al-Ain) im östlich gelegenen Kanton des Selbstverwaltungsgebietes Cazire freikämpfen.
MP DRF
Praktische humanitäre Solidarität mit Kobani will auch die um die deutsche MLPD und die türkische MLKP gebildete Internationale Koordinierung revolutionärer Parteien und Organisationen (ICOR) beweisen. Gegenüber der Kantonalverwaltung von Kobani hat sich ICOR verpflichtet, mit internationalen Baubrigaden die während der viermonatigen Kämpfe mit dem IS zerstörte Gesundheitsstation der Stadt wiederaufzubauen.
Ein geeigneter Platz wurde bereits von Schutt und Munitionsresten gesäubert. Am 20. Juni soll eine erste Gruppe von Freiwilligen mit entsprechenden Erfahrungen im Bau und bei der Katastrophenhilfe aus Deutschland nach Kobani aufbrechen. Medizinische Ausrüstungsgegenstände für die Gesundheitsstation wurden durch Spenden von Ärzten und Krankenhäusern in Deutschland gesammelt.
Ein Hindernis nicht nur für dieses Projekt ist die andauernde Blockade der Grenze durch die Türkei. Mittlerweile seien um die 100.000 Menschen aus Flüchtlingslagern in der Türkei in die zerstörte Stadt und die umliegenden Dörfer zurückgekehrt. Dort leben sie meist in Zelten oder Ruinen. Doch wird die Versorgung der Stadt durch die türkischen Behörden behindert.
Ausländische Hilfsorganisationen würden unter Druck gesetzt, ihre Lieferung der staatlichen türkischen Katastrophenhilfe AFAD zu übergeben, berichtet Narin Gezgör. Sie arbeitet für die von der links-kurdischen Partei der Demokratischen Regionen (DBP) gestellte Stadtverwaltung der auf der türkischen Seite der Grenze gelegenen Stadt Suruç. AFAD weigert sich, mit den lokalen Behörden zusammenzuarbeiten, obwohl diese die Hilfe für Kobani koordinieren. Aufgrund solcher bürokratischer Schikanen würden derzeit 14 Lastwagen mit Kleidung, Babynahrung und Milch an der Grenze warten.
Nick Brauns, jw, 13.06.15