Den USA droht ein Zahlungsausfall: Vor einer »verantwortungslosen politischen Geiselnahme«?

US-Finanzministerin Janet Yellen hat den Abgeordneten im Kongress mitgeteilt, dass den USA bereits in vier Wochen das Geld auszugehen droht. Weil die USA ihre Schuldengrenze von 31,4 Bio. US-Dollar (etwa 28,6 Bio. Euro) erreicht haben, können sie sich dann nicht mehr mit weiteren Krediten verschulden. Schon ...

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Zum Tod von Harry Belafonte (1. März 1927–25. April 2023) - »Let’s break the chains of social injustice«

Der am 25. April im Alter von 96 Jahren verstorbene Sänger, Schauspieler und sozialistische Bürgerrechtler Harry Belafonte war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des amerikanischen Kulturlebens wie auch der Musik und Schauspielkunst im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert. Harry Belafonte wurde am 1. März 1927 in Harlem, ...

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Zur UN-Weltwasserkonferenz. Wasser als Thema der globalen Agenda

Die Wasserkonferenz vom 22.–24.3.2023 in New York war das erste große UN-Treffen seit 1977, bei dem ausschließlich das Thema Wasser behandelt wurde. Die Vereinten Nationen hatten angesichts einer weltweit drohenden Wasserkrise Alarm geschlagen. Der Wasserkreislauf sei durchbrochen, Ökosysteme zerstört und Grundwasser verseucht. Zwei Milliarden Menschen, jede ...

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Brief von Roger Waters an seine Fans in Deutschland: Ich bin nichts von alledem

Roger Waters, Mitbegründer der legendären Band „Pink Floyd“ und fortschrittlicher Aktivist in der Unterstützung des palästinensischen Kampfs für Freiheit und Demokratie, hat den folgenden Brief an seine Fans in Deutschland auf seine Homepage gesetzt. Die Redaktion bedankt sich bei einem Leser für die Übersetzung: Mittwoch,  08.03.2023,  ...

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Internationale Solidarität am 8. März »Frau, Leben, Freiheit«

»Zan, Zandegi, Azadi« ist der Ruf der iranischen Frauen, die gegen die Unterdrückung in ihrem Land kämpfen. »Jin, Jiyan, azadi« ist die kurdische Version, die in dem kurdischen Freiheitskampf entstanden ist. Sie beinhaltet das universelle Ziel: »Die Freiheit des Lebens durch eine Revolution der Frauen.«[1] Für ...

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Manifest für Frieden

Heute ist der 352. Kriegstag in der Ukraine. Über 200.000 Soldaten und 50.000 Zivilisten wurden bisher getötet. Frauen wurden vergewaltigt, Kinder verängstigt, ein ganzes Volk traumatisiert. Wenn die Kämpfe so weitergehen, ist die Ukraine bald ein entvölkertes, zerstörtes Land. Und auch viele Menschen in ganz ...

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Rettungsmannschaften in unermüdlichem Einsatz

Die Zahl der Erdbebenopfer steigt stündlich - Erdogan lässt Erdbebengebiet bombardieren Die reale Zahl der Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien ist noch nicht abzusehen. Es ist bisher überhaupt nicht abschätzbar, wie viel Menschen noch unter den Trümmern verschüttet sind, vor allem, wie viele noch ...

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Auf der Seite der Diplomatie

Brasilien lehnt Berliner Forderung nach Waffenlieferungen an die Ukraine ab und bemüht sich um Vermittlung im Ukraine-Krieg – gemeinsam mit anderen Staaten des Globalen Südens. BRASÍLIA/BERLIN (Eigener Bericht) – In offenem Widerspruch zu Deutschland und den anderen westlichen Mächten weist Brasilien jegliche Waffenlieferung an die Ukraine ...

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Lagerland

absch
Die Abschottung der EU durch die Hochrüstung der Grenzen unter anderem in Nordafrika geht mit der Errichtung eines Systems “konzentrischer Kreise” von Lagern einher. Dies schreiben Berliner Regierungsberater in einer aktuellen Analyse über die deutsch-europäische Flüchtlingsabwehr. Die “EU-Flüchtlingspolitik” werde in Zukunft wohl vom “Zusammenspiel von Grenzbefestigungen, Lagern und Kontingenten” geprägt, heißt es in dem Papier, das die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) soeben veröffentlicht hat. So werde seit einiger Zeit die EU-Grenzagentur Frontex massiv ausgebaut; die EU-Kommission fordere den verstärkten Einsatz von Drohnen und Satellitensuchsystemen zur Abschottung der Grenzen; Kontingentlösungen hebelten das individuelle Recht auf Asyl de facto aus. Vor allem aber sei die EU dabei, ein System von Lagern zu errichten, das sich von den EU-Wohlstandszentren in “konzentrischen Kreisen” bis nach Nordafrika und Syrien erstrecke. Lager könnten grundsätzlich “leicht zu Haftanstalten” umgestaltet werden, warnt die SWP – mit Verweis auf die Haft-“Hotspots” in Griechenland, welche die EU zuletzt in direkten Konflikt mit Hilfsorganisationen, mit der UNO und mit dem Papst gebracht haben. Haftlager für Flüchtlinge existieren zudem in Libyen und in der Türkei, wo sie mit EU-Mitteln errichtet wurden.
Rapid Return Intervention
Wie die Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in einer aktuellen Analyse urteilt, zeige der auf Betreiben der Bundesregierung geschlossene Abschiebepakt mit der Türkei, “dass das Zusammenspiel von Grenzbefestigungen, Lagern und Kontingenten die künftige EU-Flüchtlingspolitik prägen wird”. Die “Befestigung” der EU-Außengrenzen schreite bereits jetzt mit schnellen Schritten voran. Die EU-Grenzschutzbehörde Frontex habe heute zehnmal so viele Mitarbeiter wie bei ihrer Gründung, ihr Jahreshaushalt sei von sechs auf 254 Millionen Euro gestiegen; sie könne mittlerweile aus eigenem Antrieb Abschiebungen initiieren, und ein “EU-Aktionsplan” vom vergangenen September sehe “den Aufbau eines eigenständigen Frontex Return Office sowie einer Reihe von Rapid Return Intervention Teams unter Führung von Frontex” vor. Das Grenzüberwachungssystem EUROSUR solle laut EU-Kommission “die Grenzsicherung durch den Einsatz von Drohnen, hochauflösenden Kameras und Satellitensuchsystemen unterstützen”. Jenseits der immer umfassenderen Abschottung sei damit zu rechnen, dass “Kontingentlösungen” wie diejenigen aus dem EU-Abschiebepakt mit der Türkei – für jeden zurückgenommenen Flüchtling soll ein anderer aus der Türkei in die EU verbracht werden – “die faktische Einführung von Obergrenzen bei der Flüchtlingsaufnahme” mit sich brächten.[1] Dies wäre das definitive Ende des individuellen Rechts auf Asyl.
Laboratorien der erzwungenen Ausreise
Vor allem aber spielen, wie die SWP ausdrücklich festhält, Lager mit unterschiedlichen Funktionen “eine immer größere Rolle in der EU-Flüchtlingspolitik”. Sie ergäben “ein Bild konzentrischer Kreise”. “Den innersten Kreis bilden die Lager in den Städten und Gemeinden der Mitgliedstaaten”, heißt es in dem SWP-Papier; gemeint sind Einrichtungen zur zentralisierten Flüchtlingsunterbringung. “Den zweiten Kreis” bilden demnach “die neuen Einrichtungen in den Grenzregionen” von EU-Staaten, die “eine schnellere Identifizierung nicht schutzbedürftiger Menschen ebenso ermöglichen sollen wie deren Abschiebung”. In der Bundesrepublik existieren solche “Aufnahmelager” in Bamberg und in Manching (bei Ingolstadt). Mittlerweile würden in ihnen nicht nur neu einreisende Flüchtlinge aus Südosteuropa untergebracht, denen keine Chance auf Asyl eingeräumt werde, weil sie aus sogenannten sicheren Herkunftsstaaten kämen; auch Flüchtlinge, insbesondere Roma, würden dorthin verlegt, die bereits seit Jahren in Deutschland lebten, berichtet der Bayerische Flüchtlingsrat. Sie würden aus ihrem sozialen Umfeld gerissen, “auf engstem Raum kaserniert und mit Sachleistungen auf niedrigstem Niveau abgespeist” – mit dem Ziel, “den Druck zur Ausreise massiv zu erhöhen”. Dies treffe regelmäßig auch Kinder; “das Kindeswohl scheint keine Beachtung zu finden”. “Die Isolation in den Lagern” halte die Flüchtlinge davon ab, “Kontakt zu Ehrenamtlichen” aufzunehmen; sogar “der Zugang zu Beratung” werde “massiv behindert”.[2] Die “Aufnahmelager” würden immer mehr “zu Laboratorien der erzwungenen Ausreise”, in denen die Flüchtlinge “systematisch an der Wahrnehmung ihrer Rechte und Interessen gehindert werden”.[3] Der Bayerische Flüchtlingsrat hat eine Petition zur Schließung der Abschiebelager gestartet.[4]
Europas humanitäre Krise
Neben den beiden inneren Kreisen existieren mittlerweile, wie die SWP konstatiert, zwei äußere. “Im dritten Kreis finden sich die Hotspots und Transitzentren in den EU-Außengrenzstaaten”, heißt es in dem SWP-Papier. Die EU-Haft-“Hotspots” auf den griechischen Inseln haben zuletzt außergewöhnlich scharfe Reaktionen hervorgerufen. Zunächst haben sie die EU in unmittelbaren Konflikt nicht nur mit prominenten Hilfsorganisationen, sondern sogar mit den Vereinten Nationen gebracht; das UNHCR hat die Mitarbeit in ihnen unter offenem Protest weitestgehend eingestellt.[5] Am Wochenende hat Papst Franziskus sich ebenfalls offen gegen die EU-Flüchtlingsabwehr gestellt und bei einem Besuch des EU-Flüchtlings-Haftlagers Moria auf Lesbos geäußert, er “hoffe”, “die Welt” werde “in einer Weise” reagieren, “die unserem gemeinsamen Menschsein würdig ist”. “Europa” stehe “heute vor seiner ernstesten humanitären Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs”.[6]
Isoliert und misshandelt
“Im vierten Kreis”, heißt es weiter bei der SWP, befinden sich “die bestehenden und geplanten Flüchtlingslager außerhalb der EU”. Bei ihnen handelt es sich um Lager etwa in der Türkei, in denen Flüchtlinge zur Abschiebung interniert werden; in den türkischen Haftzentren, die laut einem Bericht von Amnesty International zumindest teilweise mit Unterstützung der EU errichtet worden sind, werden Flüchtlinge nicht nur ohne Kontakt zur Außenwelt interniert, sondern auch misshandelt (german-foreign-policy.com berichtete [7]). Noch deutlich schlimmeren Verhältnissen sind Flüchtlinge in Lagern in Libyen ausgesetzt; dort wurden kürzlich vier Flüchtlinge bei einem verzweifelten Ausbruchsversuch von wachhabenden Milizionären mit Maschinengewehren erschossen, rund 20 weitere wurden verletzt.[8] Bundeskanzlerin Angela Merkel hat kürzlich erklärt, Berlin wolle mit Libyen eine “Kooperation” nach dem Modell des Abschiebepakts mit Ankara beginnen.[9] “Aktuell wird auch diskutiert, extraterritoriale Lager in einer befriedeten Zone in Syrien einzurichten”, berichtet die SWP.
Vom Lager zur Haftanstalt
Die SWP hält darüber hinaus fest: “Zu bedenken ist, dass Lager leicht zu Haftanstalten werden können.” Ein Beispiel dafür seien “die zunächst als offene Lager konzipierten Hotspots in Griechenland”, die mittlerweile “zu geschlossenen Einrichtungen umfunktioniert” worden seien. Schon jetzt sind neben den griechischen Haft-“Hotspots” auch die Lager in der Türkei und in Libyen schlicht Internierungseinrichtungen.
Gravierende Folgen
Dies wiegt schwer. Bereits “die Internierung von Asylbewerbern in Griechenland wirft menschenrechtliche Fragen auf”, konstatiert die SWP: So sei es “unklar, ob Asylantragstellern in den geschlossenen Einrichtungen ausreichend rechtlicher Beistand und die Möglichkeit gewährt wird, gegen einen negativen Bescheid zu klagen”; “ebenso unklar” sei es, “wie lange die Inhaftierungen andauern werden”. Neben humanitären Aspekten gelte es auch zu berücksichtigen, dass es in Lagern “aus Mangel an Perspektiven” leicht “zu politischer Radikalisierung komme”; auch könnten “die Lager zur Rekrutierung von Kämpfern missbraucht werden”. Letztlich stünden die Grundlagen des modernen Flüchtlingsschutzes auf dem Spiel: “Die Ausgestaltung des von UNHCR geschützten globalen Flüchtlingsregimes hängt nicht nur von den Inhalten der Genfer Flüchtlingskonvention ab”, hält die SWP fest, “sondern auch von der Staatenpraxis”, welche die Flüchtlingskonvention umsetzen muss – oder dies unterlässt. Der Philosoph Giorgio Agamben urteilt, dass Lager dem Zweck dienen, unter dem Vorwand des Ausnahmezustands das Recht auszusetzen und damit letztlich einen Zustand der Rechtlosigkeit zu verstetigen (german-foreign-policy.com berichtete [10]). Dies geschieht in Europa nun in vier konzentrischen Kreisen von den zentraleuropäischen Wohlstandszentren bis in die Nachbarstaaten der EU.
Mehr zur Abschottung der EU: Grenzland.