Nobelpreisträger fordern Ende der Isolation Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage
69 Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger haben in einem Brief an mehrere Organisationen des Europarates sowie an den UN- Menschenrechtskomitee und in einem weiteren Brief an den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan die Beendigung der Isolation, die endgültige Freilassung des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan sowie die Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen zwischen Öcalan und der türkischen Regierung gefordert.
Initiiert wurde der Brief von der US-amerikanischen Friedensnobelpreisträgerin Jody Williams, die 1997 für ihren Einsatz gegen Landminen ausgezeichnet wurde. In dem Brief wird darauf hingewiesen, dass es seit März 2021 kein Lebenszeichen von Abdullah Öcalan gibt, nachdem ein zweiminütiges Telefonat mit seinem Bruder von den türkischen Behörden abrupt beendet wurde.
Die Nobelpreisträger richten ihren Appell an das Menschenrechtskomitee der Vereinten Nationen, das Ministerkomitee des Europarates, den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und das Europäische Komitee zur Verhütung von Folter (CPT). Sie fordern diese Institutionen auf, ihre Aufgaben wahrzunehmen und die Abschaffung der Folter sowie den Schutz der Menschenrechte zu gewährleisten.
Der Brief hebt hervor, dass die türkische Regierung in den 25 Jahren, in denen Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali isoliert ist, nur drei der 30 Berichte des Komitees zur Verhütung von Folter veröffentlicht hat, darunter den letzten CPT-Bericht aus dem Jahr 2022. Die Nobelpreisträger äußern ihre Besorgnis darüber, dass die Türkei die Veröffentlichung dieses letzten Berichts verweigert hat, da das CPT in seinem letzten Bericht keine positiven Aussagen über die Behandlung der Gefangenen auf Imrali machen konnte.
„Die Tatsache, dass die Türkei die Freigabe dieses letzten Berichts verweigert hat, ist besonders besorgniserregend, weil das CPT in seinem letzten Bericht nichts Positives über die Behandlung der Gefangenen auf Imrali zu sagen hatte“, schreiben die Nobelpreisträger. „Außerdem ist das CPT berechtigt, ein Verfahren einzuleiten, um seine Beobachtungen ohne Zustimmung der Regierung zu veröffentlichen. Es kann auch Maßnahmen gegen Staaten einleiten, die seinen Empfehlungen zu den Haftbedingungen und der Behandlung von Gefangenen nicht nachkommen. Doch der Ausschuss hat diese Schritte nicht unternommen. All dies wirft die Frage auf, wen das CPT schützt? Den Staat selbst oder die Menschen, deren Rechte zu verteidigen das CPT die Pflicht hat?”
Die Nobelpreisträger betonen, dass Abdullah Öcalan, der von vielen Kurdinnen und Kurden als ihr legitimer politischer Vertreter angesehen wird, ein Vierteljahrhundert in Isolation verbracht hat. Sie erklären weiter, dass „der einzige Weg zum Frieden zwischen dem türkischen und dem kurdischen Volk im Dialog und in Verhandlungen mit Abdullah Öcalan liegt“ und fordern „seine Freilassung aus Imrali und die Wiederaufnahme der ausgesetzten Friedensverhandlungen“.
Die Briefe unterstreichen die Dringlichkeit und Wichtigkeit, dass die internationale Gemeinschaft ihren Verpflichtungen zum Schutz der Menschenrechte nachkommt und konkrete Schritte unternimmt, um die Isolation und Inhaftierung von Abdullah Öcalan zu beenden.
Gerne stellen wir Ihnen beide Briefe der Nobelpreisträger zur Verfügung. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, mit der Initiatorin der Initiative, Frau Jody Williams, Kontakt aufzunehmen. Bei Interesse bitten wir um eine kurze Rückmeldung per E-Mail.
Die unterzeichnenden 69 Nobelpreisträger beider Briefe lauten wie folgt:
- Peter Agre (USA), Nobelpreis für Chemie 2003
- Thomas R. Cech (USA), Nobelpreis für Chemie 1989
- Martin Chalfie (USA), Nobelpreis für Chemie 2008
- Aaron Ciechanover (Israel), Nobelpreis für Chemie 2004
- Johann Deisenhofer (Deutschland), Nobelpreis für Chemie 1988
- Gerhard Ertl (Deutschland), Nobelpreis für Chemie 2007
- Joachim Frank (Deutschland+USA), Nobelpreis für Chemie 2017
- Walter Gilbert (USA), Nobelpreis für Chemie 1980
- Alan Heeger (USA), Nobelpreis für Chemie 2000
- Richard Henderson (UK), Nobelpreis für Chemie 2017
- Robert Huber (Deutschland), Nobelpreis für Chemie 1988
- Martin Karplus (USA), Nobelpreis für Chemie 2013
- Roger D. Kornberg (USA), Nobelpreis für Chemie 2006
- Yuan T. Lee (Japan), Nobelpreis für Chemie 1986
- Michael Levitt (USA+Israel+UK), Nobelpreis für Chemie 2013
- Hartmut Michel (Deutschland), Nobelpreis für Chemie 1988
- Paul L. Modrich (USA), Nobelpreis für Chemie 2015
- John C. Polanyi (Kanada), Nobelpreis für Chemie 1986
- Jean-Pierre Sauvage (Frankreich), Nobelpreis für Chemie 2016
- Richard R. Schrock (USA), Nobelpreis für Chemie 2005
- Sir James Fraser Stoddart (USA+UK), Nobelpreis für Chemie 2016
- Arieh Warshel (Israel), Nobelpreis für Chemie 2013
- Sir Oliver Hart (USA+UK), Nobelpreis für Wirtschaft 2016
- Finn E. Kydland (Norwegen), Nobelpreis für Wirtschaft 2004
- Eric S. Maskin (USA), Nobelpreis für Wirtschaft 2007
- Edmund S. Phelps (USA), Nobelpreis für Wirtschaft 2006
- J. M. Coetzee (Südafrika), Nobelpreis für Literatur 2003
- Elfriede Jelinek (Österreich), Nobelpreis für Literatur 2004
- Herta Müller (Deutschland), Nobelpreis für Literatur 2009
- Orhan Pamuk (Türkei), Nobelpreis für Literatur 2006
- Wole Soyinka (Nigeria), Nobelpreis für Literatur 1986
- Harvey J. Alter (USA), Nobelpreis für Medizin 2020
- Andrew Z. Fire (USA), Nobelpreis für Medizin 2006
- H. Robert Horvitz (USA), Nobelpreis für Medizin 2002
- Tim Hunt (UK), Nobelpreis für Medizin 2001
- Louis J. Ignarro (USA), Nobelpreis für Medizin 1998
- Barry J. Marshall (Australien), Nobelpreis für Medizin 2005
- Ardem Patapoutian (Libanon+USA), Nobelpreis für Medizin 2021
- Sir Peter J. Ratcliffe (UK), Nobelpreis für Medizin 2019
- Charles M. Rice (USA), Nobelpreis für Medizin 2020
- Sir Richard J. Roberts (USA+UK), Nobelpreis für Medizin 1993
- Michael Rosbash (USA), Nobelpreis für Medizin 2017
- Gregg L. Semenza (USA), Nobelpreis für Medizin 2019
- Jack W. Szostak (UK+USA), Nobelpreis für Medizin 2009
- Mairead Corrigan-Maguire (Irland), Friedensnobelpreis 1976
- Shirin Ebadi (USA), Friedensnobelpreis 2003
- Adolfo Pérez Esquivel (Argentinien), Friedensnobelpreis 1980
- Dmitry Muratov (Russland), Friedensnobelpreis 2021
- Oscar Arias Sanchez (Costa Rica), Friedensnobelpreis 1987
- Kailash Satyarthi (Indien), Friedensnobelpreis 2014
- Rigoberta Menchú Tum (Guatemala), Friedensnobelpreis 1992
- Jody Williams (USA), Friedensnobelpreis 1997
- Barry Clark Barish (USA), Nobelpreis für Physik 2017
- J. Georg Bednorz (Deutschland), Nobelpreis für Physik 1987
- Steven Chu (USA), Nobelpreis für Physik 1997
- Albert Fert (Frankreich), Nobelpreis für Physik 2007
- Sheldon Glashow (USA), Nobelpreis für Physik 1979
- David J. Gross (USA), Nobelpreis für Physik 2004
- Serge Haroche (Frankreich), Nobelpreis für Physik 2012
- Gerardus ‘t Hooft (Niederlande), Nobelpreis für Physik 1999
- Takaaki Kajita (Japan), Nobelpreis für Physik 2015
- Ferenc Krausz (Österreich), Nobelpreis für Physik 2023
- John C. Mather (USA), Nobelpreis für Physik 2006
- Michel Mayor (Schweiz), Nobelpreis für Physik 2019
- Konstantin Novoselov (UK), Nobelpreis für Physik 2010
- Giorgio Parisi (Italien), Nobelpreis für Physik 2021
- Roger Penrose (UK), Nobelpreis für Physik 2020
- Robert Woodrow Wilson (USA), Nobelpreis für Physik 1978
- David J. Wineland (USA), Nobelpreis für Physik 2012
Von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit