Warnstreiks bei VW: »Einer der härtesten Konflikte, die Volkswagen je gesehen hat«

Die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat haben beim Automobil-Konzern VW zu Warnstreiks aufgerufen, um so den Druck in der aktuellen Tarifrunde zu erhöhen. Die war am Donnerstag ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Bereits in der Nacht zum Sonntag hatten rund 300 Volkswagen-Beschäftigte und Metaller ...

weiterlesen

Nach der Trump-Wahl: Auf ultrarechtem Kurs

Die künftige US-Regierung schwenkt mit mehreren designierten Ministern auf einen ultrarechten, hart antichinesischen Kurs ein – in einer Zeit, in der Deutschland in wachsende Abhängigkeit von den USA geraten ist. 15 Nov 2024 WASHINGTON/BERLIN (Eigener Bericht) – Die künftige Regierung der USA, des wichtigsten NATO-Verbündeten der Bundesrepublik, wird neben ...

weiterlesen

Zu Hintergründen des Wahlergebnisses - Trump wird wieder Präsident der USA

Das Rennen zwischen dem Republikaner Donald Trump und der Demokratin Kamala Harris um die nächste Präsidentschaft in den USA ist entschieden, der Sieger heißt Trump. Stand 6.11. 13:30 Uhr werden mindestens 276 Wahlleute für ihn stimmen. Auch die beiden Kammern des amerikanischen Kongresses waren hart ...

weiterlesen

Die Gegenstrategien sind noch nicht ausreichend: Hochwasser als Folge der Klimakrise

Bei den Überschwemmungen in Teilen Österreichs, Polens, Rumäniens und Tschechiens sind bisher mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen, kilometerweit sind Felder und Straßen überschwemmt, Keller und Häuser vollgelaufen, Dämme und Deiche zerstört. »Die Hochwasser, die wir sehen, sind bedrückend«, findet Bundeskanzler Olaf Scholz. »Wir werden ...

weiterlesen

Gießener Linke fordert Wohnraumleerstandkataster

Der hessische Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori hat entschlossene Maßnahmen gegen den Missstand leerstehender Wohnungen angekündigt. „Die neuen Zahlen mit fast zwei Millionen leerstehenden Wohnungen in Deutschland vor allem in Großstädten zeigen, wie groß der Handlungsbedarf ist“, sagte Mansoori am Freitag in Berlin. In Hessen stehen über 122.000 Wohnungen leer. In Frankfurt gibt es fast 13.000 leerstehende Wohnungen, ...

weiterlesen

Gießener Linke fordert Verzicht auf den Bau der Ortumgehung Reiskirchen (B49)

Im Januar 2025 soll der seit Jahrzehnten größte Straßenbau im Kreis Gießen starten: Die geplante Südumgehung um Reiskirchen und Lindenstruth, also ein Neubau der B49 mitten durch eine ökologisch wertvolle Landschaft und direkt am Rand der geschützten Jossolleraue. Mehrere geschützte Arten wurden dafür „vergrämt“ (Begriff aus ...

weiterlesen

Bündnis für Verkehrswende: IG Metall an der Seite von Fahrrad und Schiene

IG Metall überrascht mit neuem Bündnis. Gemeinsam mit Fahrrad- und Schienenverbänden fordert sie eine Verkehrswende. Doch wie reagieren die Beschäftigten? Die IG Metall feiert derzeit ihr 75. Jubiläum. Die Arbeitswelt hat sich seit Gewerkschaftsgründung häufig verändert. Jetzt stehen wichtige Industriesparten wie Auto, Maschinenbau und Stahl vor ...

weiterlesen

Zum Ausgang der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen: VERSCHIEDENE FACETTEN DES ALLGEMEINEN RECHTSRUCKS

1. Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen haben das ebenso eindeutige wie erwartete Ergebnis: Die „Ampelparteien“, die in Berlin die Bundesregierung stellen, sind politisch aufgerieben und auf einstellige Ergebnisse reduziert worden. Die FDP, die in Berlin drei der wichtigsten Ministerien anführt, erhält nur noch ein Prozent ...

weiterlesen

Diplomatie jetzt! Appell für Frieden in der Ukraine

Wir – politische Aktivistinnen und Aktivisten, Intellektuelle und Bürgerinnen und Bürger –, die diesen Aufruf für eine gemeinsame, universelle und internationale diplomatische Initiative für den Frieden in Europa und in der Welt unterzeichnet haben, sind von Folgendem überzeugt: Das Blutvergießen und die Zerstörung in der Ukraine ...

weiterlesen

Nobelpreisträger fordern Ende der Isolation Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage

69 Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger haben in einem Brief an mehrere Organisationen des Europarates sowie an den UN- Menschenrechtskomitee und in einem weiteren Brief an den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan die Beendigung der Isolation, die endgültige Freilassung des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan sowie die Wiederaufnahme ...

weiterlesen

Ungeklärte Fragen zu Rudolf Hess bei seinem Flug nach Schottland 1941 in Gießen. Eine Rezension

Das Empfangsgebäude des Gießener Flughafens von 1927, Aufnahme Ende der 1920er Jahre

Wenn Neues über eine Landung von Rudolf Heß 1941 in Gießen und über seine engen Freun­de hier, vor allem, daß der  bekannte Alfred Kaufmann sein ehemaliger Lehrer war, zu erfah­ren ist, muß man nötigenfalls auch auf englischsprachige Literatur zurückgreifen, die hier be­sprochen werden soll. In dem neuesten Buch von Harris/Wilbourn von 2019 über den Schott­landflug von Rudolf Hess, dem schon seit 1992 ein halbes Dutzend ähnlicher Bücher der bei­den Autoren zu diesem Thema vorausgingen, kommt auch Gießen vor. Auf dem damaligen Flughafen Gießen – auch mit Fotos dokumentiert – habe Hess  seinen Flieger BF110 am 10. Mai 1941 zwischen Augsburg und Borkum  aufgetankt. Rudolf Hess, engster Vertrauter Hit­lers, Mitverfasser von „Mein Kampf“ und  1933 „Führerstellvertreter“, war noch bis 1989 und danach eine Galionsfigur der Nazis, mit den bekannten Demonstrationen zum Wallfahrtsort Wunsiedel.

Das Buch der britischen Autoren wimmelt von technischen Details, die  wegen ihrer Vielzahl und Komplexität nicht referierbar sind, aber auch von bekannten Namen wie Karl und Albrecht Haushofer, Hess Freund Alfred Rosenberg, Helmuth von Moltke, Ulrich von Hassell, Ruprecht von Bayern, Herbert Backe, Walter Darré,  Ernst Bohle, Carl Jacob Burck­hardt, (selbst der ehemalige Kanzler Willy Brandt gerät unter die beanspruchten Namen, da er einmal eine Liste der „Hilfsgemeinschaft Freiheit für Rudolf Hess“ unterschrieben zu haben scheint), englischerseits der Duke of Hamilton, King George VI, Ernest Bevin, der polnische General Wladyslaw Sikorski, sowie weitere eher unbekannte Personen, u.a. der finnische His­toriker Tancred Borenius, der polnische Politiker Josef Retinger, die anthroposophischen Alternativ-Mediziner Zeileis, dazu internationale Geheimdienstler. In der Flut von Zahlen, Personen und vielen hypothetischen Erklärungen zum Rätsel des Hess-Fluges verliert der Leser leicht die Übersicht. Es werden alle möglichen Eventualitäten breit ausgespielt ohne eine wirkliche Klärung. Bei den spekulativen Thesen sind wohl nur wenige Zusammenhänge sicher, wie der von dem – von Hess nur phantasierten – Dreieck Karl Haushofer – Duke of Hamilton – Rudolf Hess, welche den Plan zum Flug schon im Sommer 1940 gefaßt haben sollen. Eine Invasion wird nach dem Verlust der deutschen Lufthoheit 1941 kaum noch er­wartet. Einige andere Autoren unterstellen Hess sogar den Wunsch „to bring the war to an end so as to prevent the Holocaust.“ Das Unternehmen sollte durch Verhandlungen mit den politi­schen Gegnern Churchills – vor dem geplanten Krieg gegen die UdSSR – den Frieden im Westen Europas retten. Wie man weiß, wollte Hitler unbedingt die Eroberung des Ostens. Hess verblüfft vor allem durch seine wirklichkeitsfremden Betrachtungen der Politik.

Erwähnt werden von Harris/Wilbourn „two close friends“ aus Gießen, der Universitäts-Rektor Gerhard Pfahler (1934-1938) mit den Schwerpunkten Rassenfrage und Erbcharakterologie, ein „Vollblutnazi“ (der unter den Bildern in der Gießener Universitäts-Aula natürlich fehlt) und Dr. Alfred Kaufmann, der in Alexandria ehemals der Lehrer und Pfarrer von Rudolf Hess gewesen war und ihn auch getauft hatte. Nach dem Hess-Flug im Mai 1941 war er der Gast­geber des bekannten „Gießener Freitagskränzchens“, einer „Feind-Sender“-Hörergruppe, aus der nach der Verhaftung im Februar 1942 durch Gestapo und NS-Justiz drei Personen zu Tode kamen: Pfarrer Ernst Steiner und das Ehepaar Elisabeth und Heinrich Will. Kaufmann hatte seit 1933 wieder engeren Kontakt zur Hess-Familie gesucht und sich als Vortragsredner in vielen deutschen „Gauen“ immer wieder als ehemaliger Lehrer von Rudolf Hess ankündi­gen lassen.

Im Buch von Harris/Wilbourn bleibt die Bedeutung des nur einmal kurz genannten Kaufmann bei  der Zwischenlandung von Hess in Gießen jedoch völlig offen. Die Gestapo hat 1942 in ihren Berichten für den Volksgerichtshof seine peinliche Doppelrolle als ehemaliger Lehrer von Hess und Gastgeber der „Feindsender“hörergruppe sorgsam eliminiert, so dass sie auch den Gießener Historikern, die ihn noch 1986 in „Heinrich Will. Leben und Werk“ für einen Widerständler hielten, entgangen ist.

Die Zugehörigkeit der o.g. Autoren zur Gruppe der historischen „Revisionisten“ zeigt sich an Details: der Selbstmord von Rudolf Hess 1987 in Spandau wird bestritten: „Hess was murde­red“ bzw „was killed“, nachdem er schon in Nürnberg unter Drogen gesetzt worden sei. Der meist zitierte Autor ist der vorbestrafte und in Österreich auch einmal inhaftierte  Holocaust­leugner David Irving. Harris/Wilbourn berufen sich auf ihn, u.a. für Hess` Flugplan, und ord­nen ihn im Vorfeld des Überfalls auf die Sowjetunon ein: „We are not sure if Hess agreed with the action against Russia. David Irving suggests that he did not.“ Und noch spekulativer: „Did Hess doubt as to Hitler`s military leadership?“ Einmal wird erzählt, Hess, einer der schärfsten Antisemiten in der NS-Führung, habe besonders die jüdischen Familien Haushofer und Zeileis geschützt, was seine Position als Antisemit aber nicht in Frage stellt. Die Publika­tion zielt wohl hauptsächlich auf einheimische „Revisionisten“, die heute im Sinne der deut­schen Rechten in den sozialen Medien ein geschöntes Hess-Bild in unserer Öffentlichkeit ver­breiten möchten. Befremdlich wirkt auf den heutigen Leser vor allem das idealisierende Mit­gefühl für einen an den Nazi-Verbrechen Hauptverantwortlichen in einer Rolle als „Prisoner of Peace“, eines Mannes also, der doch nur den Frieden bringen wollte, das Beweinen des tragischen „cruel fate of Rudolf Hess“ als Opfer der Geschichte.

Bei den beiden englischen Autoren scheint es sich um emotional engagierte historische Laien zu handeln, einen Farmer und einen Farmmanager. So wird im Text auf Fußnoten verzichtet. Die Archivhinweise machen ohne nähere Angaben der Bestände einen wenig wissenschaftli­chen Eindruck. Auch wird zur Thematik gehörende Literatur übergangen. Das „Rätsel“ um den Englandflug wird weiter vernebelt. Wegen der Verlagerung auf die schiefe „revisionisti­sche“ Optik mit der Verharmlosung des Nationalsozialismus ist es mir wichtig, vor diesen rechtsextremen Ideologien öffentlich deutlich zu warnen.

John Harris and Richard Wilbourn: Rudolf Hess. Truth At Last. The untold story of the Deputy Führer`s flight to Scotland in 1941. Uniform. London, 2019 ISBN 978-1-912690-52-7

Jörg Jatho, 16.5.2020

(Der Beitrag wurde von den beiden Gießener Tageszeitungen leider nicht veröffentlicht)