100 Tage Donald Trump - Eine Zwischenbilanz für das Kettensägenland USA

Seit 100 Tagen ist der Republikaner Donald Trump im Amt. Mit seiner Amtseinführung am 20. Januar 2025 wurde er zum zweiten Mal Präsident der USA. Seitdem hat sich in seiner Politik sehr viel geändert. Ob Richtungswechsel in der Außenpolitik oder die Einführung von Zöllen: Der ...

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9. April 1945 - Georg Elser: Allein gegen Hitle

Vor 80 Jahren – am 9. April 1945 – wurde der Schreinergeselle Georg Elser im KZ Dachau ermordet. Mit einer selbstgebastelten Bombe hatte er ein Attentat auf Hitler geplant, während dieser im Münchner Bürgerbräukeller eine Rede hielt. Doch der „Führer“ verließ vorzeitig den Saal und ...

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PRO ASYL: Bahnbrechendes Urteil aus Griechenland – Ende des EU-Türkei-Deals?

Der Oberste Gerichtshof Griechenlands hat in einem wegweisenden Urteil verkündet: Die Türkei ist kein “sicherer Drittstaat” für Flüchtlinge. Das hat Signalwirkung für ganz Europa, bedeutet vermutlich gar das Ende des EU-Türkei-Deals. Auch bei den deutschen Koalitionsverhandlungen sollte das Urteil beachtet werden.  Griechenlands oberstes Verwaltungsgericht hat am ...

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Freigabe der A49 - Mit Vollgas in die Klimahölle

Aktion am Danni: Mit Vollgas in die Klimahölle Anlässlich der geplanten Freigabe der umstrittenen A49 am Freitag den 21. März, haben Aktivist*innen eine deutliche Botschaft an einer Autobahnbrücke im Dannenröder Wald hinterlassen: „Mit Vollgas in die Klimahölle“, „Danni lebt!“. Im Zuge der Feierlichkeiten im Rahmen der Einweihung ...

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Das Comeback der Linkspartei

Während die Linkspartei noch in der zweiten Januarhälfte bei Umfragen zwischen 3% und 4% lag, erreichte sie im Endergebnis der Bundestagswahl 8,8% – ein Aufstieg wie Phönix aus der Asche. Denn der lange infrage stehende Wiedereinzug mit 64 Abgeordneten in den Bundestag ist erfolgreich erkämpft worden, ...

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370 Superreiche warnen: Zu viel Geld gefährdet Demokratie

Dramatischer Appell an die Politik. Superreiche fordern höhere Steuern – für sich selbst. Zu diesem Schritt bewogen hat sie eine einfache Erkenntnis. Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Hilfsorganisation Oxfam ihren neuen Ungleichheitsbericht [1]. Das Vermögen eines Milliardärs vergrößerte sich im vergangenen Jahr im Schnitt um zwei ...

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Wohnfläche

Zu viel und zu wenig. Umverteilung im Bestand ist nötig. Der Wohnraum, der Haushalten zur Verfügung steht, gilt als wichtiges Maß zur Beurteilung der Wohnverhältnisse und hat sich im letzten Jahrhundert als Indikator für den gesellschaftlichen Wohlstand etabliert. Die Frage nach der ausreichenden Größe der Wohnungen ...

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Bezahlkarte für Geflüchtete: »Wir können gern eine für Politiker einführen«

HeHessen: Bündnis hilft Geflüchteten, trotz Bezahlkarte an Bargeld zu kommen. Ein Gespräch mit Desiree Becker Interview: Gitta Düperthalssen: Bündnis hilft Geflüchteten, trotz Bezahlkarte an Bargeld zu kommen. Ein Gespräch mit Desiree Becker Interview: Gitta Düperthal Auch das von CDU und SPD regierte Bundesland Hessen führt aktuell ...

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Zwei Koalitionsverträge mit dem BSW: »Es ist die Brombeerzeit, die dunkle«

Was war das für ein Anfang. Zuerst wurde eine Partei gespalten, dann eine neue gegründet und die trug fortan den Namen ihrer Vorsitzenden. Ihr Bildnis strahlte den Wählenden in Thüringen ebenso wie zeitgleich in Brandenburg und Sachsen auf tausenden Plakaten entgegen; andere Köpfe dieser Partei ...

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Warnstreiks bei VW: »Einer der härtesten Konflikte, die Volkswagen je gesehen hat«

Die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat haben beim Automobil-Konzern VW zu Warnstreiks aufgerufen, um so den Druck in der aktuellen Tarifrunde zu erhöhen. Die war am Donnerstag ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Bereits in der Nacht zum Sonntag hatten rund 300 Volkswagen-Beschäftigte und Metaller ...

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Verdunkelt, verschleiert, geschreddert

Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru, Süleyman Tasköprü, Habil Kilic, Michèle Kiesewetter, Mehmet Turgut, Ismail Yasar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubasik, Halit Yozgat. Namen, die für traumatisierte Familienangehörige, erschütterte Freunde und Kollegen stehen.

Alle zehn Mitbürger*innen – neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft und eine deutsche Polizistin – wurden am helllichten Tag an ihrer Arbeitsstätte ermordet.

Ihre Mörder, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, waren Neonazis, die neben diesen Morden für drei Bombenanschläge und 15 Raubüberfälle verantwortlich sind. Dies geschah unter Beobachtung und Obhut von V-Leuten, während die Opfer und deren Angehörige von den Sicherheitsbehörden selbst unter Verdacht gestellt wurden.

Nach fünf Jahren und zwei Monaten – am 438. Prozesstag – verkündete der Vorsitzende Richter Manfred Götzl des Staatsschutzsenats am Münchner Oberlandesgericht (OLG) die Urteile im Prozess gegen den »Nationalsozialistischen Untergrund« (NSU). Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Götzl stellte die besondere Schwere der Schuld fest. Damit ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren rechtlich zwar möglich, in der Praxis aber so gut wie ausgeschlossen. Nach Überzeugung des 6. Strafsenats war Zschäpe für alle Straftaten mitverantwortlich. Sie habe mutmaßliche Anschlagsorte ausgekundschaftet, nach dem Tod Böhnhardt und Mundlos die gemeinsame Wohnung abgefackelt, um Beweise zu vernichten und die NSU-Bekennervideos versandt. Über das Versagen des Staates verlor das Gericht kein Wort.

Erstaunlich milde wurden die vier Mitangeklagten verurteilt. Das gilt vor allem für die Fälle Wohlleben und Eminger – beide kann man als NSU-Mitglieder Nummer vier und fünf bezeichnen. Ralf Wohlleben wurde der Beihilfe zum Mord schuldig gesprochen und zu zehn Jahre Haft verurteilt – die Bundesanwaltschaft hatte zwölf Jahre beantragt. André Eminger, ein bekennender Nationalsozialist, für den ebenfalls zwölf Jahre Haft beantragt worden waren, wurde zu zwei Jahren und sechs Monaten wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung verurteilt. Er verließ am Ende des Verhandlungstags, nachdem der Richter den Haftbefehl gegen ihn aufgehoben hatte, unter dem Jubel rechter Gesinnungsgenossen auf der Zuschauertribüne als freier Mann den Gerichtssaal – eine Zumutung für alle Anwesenden, allen voran für die Hinterbliebenen. Holger Gerlach wurde wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung zu drei Jahren Haft verurteilt und Carsten Schultze, der die Ceska-Pistole beschafft hatte, mit der die Morde verübt wurden, erhielt nach Jugendstrafrecht drei Jahre Haft wegen Beihilfe zum Mord.

Die Schuld der Angeklagten sei damit geklärt. »Aber die Beschäftigung mit dem gewalttätigen Rechtsextremismus in Deutschland kann damit nicht zu Ende sein. Im Gerichtssaal stehen Säcke voller Fragen, die nicht geklärt sind«, kommentiert Heribert Prantl den Ausgang des Mammutprozesses in der Süddeutschen Zeitung (11.7.2018). Die Angeklagten waren »keine Einzeltäter, sie waren Teil eines braunen Netzwerks, sie gehörten zu einem giftigen Milieu, in dem sie sich aufgehoben fühlen konnten.«

Mit dem Urteil endet ein Verfahren, das bei der Polizei mit dem Unwort »Döner Morde« begonnen hatte. Schon in dem Wort spiegelt sich offen Geringschätzung und Ausgrenzung wider, da unterstellt wurde, dass Türken von Türken umgebracht worden seien. Jahrelang hatten die Ermittler der »Soko Bosporus« falsche Fährten verfolgt und den rechtsextremen Hintergrund der Taten negiert. Stattdessen wurden die Opfer diffamiert und die engsten Familienangehörigen wie Verdächtige drangsaliert.

Es bleibt tiefes Unbehagen. Das Auffliegen des NSU hatte zwar in Deutschland eine breite moralische Empörung darüber ausgelöst, dass eine rechtsextreme Terrorzelle jahrelang unbehelligt von den Behörden im Untergrund leben und mordend durch die Republik ziehen konnte. Doch der Strafprozess hat das Aufklärungsversprechen von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2012 nicht erfüllt: »Wir tun alles, um die Morde aufzuklären und die Helfershelfer und Hintermänner aufzudecken und alle Täter ihrer gerechten Strafe zuzuführen.« So kritisieren vor allem die Hinterbliebenen und ihre Anwälte von Anfang an die fehlende Bereitschaft der staatlichen Behörden und der Justiz, umfassend aufzuklären.[1]

Die Bundesanwaltschaft legte sich mit ihrer Anklage früh auf die bequemste Fallkonstruktion fest: Der NSU bestand aus einer abgeschotteten Dreiergruppe und wenigen Unterstützern.[2] Nach dem mutmaßlichen Selbstmord von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt wurde Beate Zschäpe zum einzigen überlebenden Mitglied der Terrorzelle erkoren. Der OLG-Staatsschutzsenat übernahm bereitwillig die einseitige These vom »Tätertrio« und verweigerte eine weitergehende Aufklärung über die Unterstützer-Netze. Aus ihnen rekrutierten sich jene, die Pässe besorgten, anfänglich die Finanzierung des Untergrunds übernahmen, Wohnungen und Fahrzeuge zur Verfügung stellten, zusätzliche Waffen organisierten, das weitere Auskundschaften der Anschlagsorte übernahmen.

Wurde und wird in diesen Fällen auf Zeit gespielt? Manche Hinweise sind bereits irrelevant geworden, weil mögliche Straftaten verjährt sind. Ferner bleibt die Frage nach dem Umfeld der Mitwisser weitgehend unbeantwortet.

Von Beginn an ist die Mitverantwortung des Inlandsgeheimdienstes nicht genauer unter die Lupe genommen worden.[3] Selbst parlamentarischen Untersuchungsausschüssen wurden Dokumente und Informationen verweigert. Was wusste der Verfassungsschutz, was hat er gedeckt, warum gelang es trotz Dutzender V-Leute im Umfeld der Terrorbande nicht, diese rechtzeitig hochgehen zu lassen? Fakt ist: Die Morde hätten verhindert werden können. Stattdessen haben es V-Leute und ihre Führungspersonen ermöglicht, dass die flüchtigen Neonazis im Untergrund leben konnten.

Die Verfassungsschützer haben die Neonazi-Szene vor Ermittlungen der Polizei gewarnt und waren mit geradezu hoher krimineller Energie damit beschäftigt, die Spuren ihres Versagens, ihrer ideologischen Verblendung und Verflechtungen in das NSU-Umfeld zu verdunkeln und zu vernichten. »Er hat mit der braunen Szene in einer Weise gearbeitet, die die Juristen Kollusion nennen… Gäbe es ein Unternehmensstrafrecht für Behörden – dieser Verfassungsschutz verdiente die Höchststrafe, nämlich seine Auflösung«, stellt Prantl fest.

Die Urteile sind gesprochen, aber einen Schlussstrich darf es nicht geben. Die Zivilgesellschaft muss nach dem Urteil weiter darauf drängen, die offenen Fragen zu klären. Nicht nur die Rolle und das Wirken des Inlandsgeheimdienstes, auch die Vorgänge in Behörden und Ministerien, die nachweislich die Aufklärung der Morde behinderten, müssen ans Licht gezerrt werden. Die Aufarbeitung darf nicht aufhören. Die Beschäftigung mit dem gewalttätigen Rechtsextremismus in Deutschland kann mit dem Münchner Urteil nicht zu Ende sein.

Vor allem nicht in einer hochgefährlichen politischen Situation, in der sich die herrschende Politik in atemberaubender Geschwindigkeit nach rechts öffnet und CSU-Politiker skrupellos die völkisch aufgeheizte Angstdebatte der AfD mit deren Vokabular fortführen: Überfremdung, Asyltourismus, Asyl- und Abschiebezentren, beschleunigte Abschiebungen… Das sind Begriffe von Brandstiftern.

[1] Antonia von der Behrens (Hrsg): Kein Schlusswort, Plädoyers im NSU-Prozess, Hamburg 2018.
[2] Vgl. Otto König/Richard Detje: NSU-Prozess – Anklagekonstruktion der Bundesanwaltschaft verhindert Aufklärung. »Drei-Täter-Theorie«, SozialismusAktuell 11.8.2017.
[3] Hajo Funke, Sicherheitsrisiko Verfassungsschutz. Staatsaffäre NSU: das V-Mann-Desaster und was daraus gelernt werden muss, Hamburg 2017.

Otto König/Richard Detje, sozialismus, 18.7.187