Vitos Gießen-Marburg zeigt Ausstellung „Erfasst, verfolgt, vernichtet“
Von der Ausgrenzung über die Zwangssterilisation bis hin zur Massenvernichtung: Hunderttausende kranke und behinderte Menschen sind während des Nationalsozialismus der Selektion zwischen vermeintlich wertvollem und weniger wertvollem Leben zum Opfer gefallen. Das Schicksal dieser Menschen zeigt die Ausstellung „Erfasst, verfolgt, vernichtet“, die vom 22. Mai bis zum 25. Juni 2019 auf dem Gelände der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Gießen zu sehen ist.
Rund 400.000 Menschen wurden ab 1934 gegen ihren Willen sterilisiert, weil sie krank oder behindert waren. Rund 200.000 wurden ermordet – mehr als die Hälfte davon waren Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten.
Die Frage nach dem Wert des Lebens
Mit den persönlichen Geschichten einzelner Opfer, Täter, Tatbeteiligter und Gegner des Systems will die Ausstellung ihre Besucher sensibilisieren für das, was damals geschehen ist. In Wort und Bild werden die Beurteilungen derer, die an den Verbrechen beteiligt waren, den Äußerungen von Patienten gegenübergestellt. Die Ausstellung fasst das Geschehene zusammen, beschäftigt sich mit den gedanklichen und institutionellen Voraussetzungen für die Morde und – ganz zentral – mit der Frage nach dem Wert des Lebens.
Konzipiert wurde „Erfasst, verfolgt, vernichtet“ von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) zusammen mit den Stiftungen „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ sowie „Topographie des Terrors“. 2014 wurde die Schau im Deutschen Bundestag unter der Schirmherrschaft des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck eröffnet. Seitdem tourt sie als Wanderausstellung durch Deutschland und Europa.
Spannendes Begleitprogramm
Jetzt macht sie in Gießen Station. Unter Mitwirkung des Fördervereins Psychiatriemuseum / Gedenkausstellung Gießen e.V. sowie des Instituts für Geschichte der Medizin der Justus-Liebig-Universität ist es Vitos Gießen-Marburg gelungen, die Ausstellung auf dem Vitos-Gelände in der Licher Straße zu präsentieren. „Dieses dunkle Kapitel der deutschen Psychiatriegeschichte und die Schicksale der Menschen dürfen nicht vergessen werden. Die Ausstellung hilft – zumindest im Nachhinein – den Opfern von damals Gehör zu verschaffen. Das ist uns ein großes Anliegen“, sagt Stefan Düvelmeyer, Geschäftsführer der Vitos Gießen-Marburg gGmbH.
„Erfasst, verfolgt, vernichtet“ wird am 21. Mai im Festsaal der Klinik offiziell mit einem Festakt eröffnet. Ab Mittwoch, 22. Mai 2019, ist sie dann täglich für Besucher geöffnet. Begleitend dazu gibt es ein spannendes Programm mit zahlreichen Vorträgen – etwa über die Opfer der Anstalt Kalmenhof in Idstein, die Krankentötungen in Hadamar und auch über die wissenschaftliche Forschung an kranken und behinderten Menschen. Auch eine Podiumsdiskussion zur Bedeutung des Nationalsozialismus für die Psychiatrie heute ist geplant. Die Veranstaltungen sind für alle Interessierten offen.
Ausstellungsort:
Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen
Festsaal (Haus 125)
Licher Straße 106, 35394 Gießen
- Die kostenlose App Vitos Navi enthält das komplette Begleitprogramm zur Ausstellung und führt Besucher im Vitos-Park Gießen zum richtigen Gebäude.
Öffnungszeiten:
Täglich außer mittwochs von 12 bis 18 Uhr; mittwochs 10 bis 15 Uhr
Vom 24. bis 26. Mai ist die Ausstellung geschlossen. Der Eintritt ist frei.
Besuche von Gruppen sind nach Absprache und Voranmeldung auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich.
Kontakt: Ulrike Becker (Vitos Gießen-Marburg) unter Tel. 0151 – 17 20 22 06
Zur Ausstellung und dem Begleitprogramm gibt es einen Flyer im PDF-Format zum Download.
Die vollständige Pressemitteilung als PDF zum Download.